Haftungssache: Information Reifen

Gute Haftung ist immer wichtig, selbst beim ATV bzw. Quad. Da ist das bisweilen schon mal etwas schwierig, denn hier spielt die Verwendung eine große Rolle. Ich versuche mal hier einen kleinen Überblick niederzuschreiben, der natürlich durch Eure Erfahrungen ergänzt/berichtigt werden kann/soll.

Übersicht der wichtigsten Kategorien:
  • Allround- bzw. All-Terrain-Reifen (AT):
    Einsatzgebiet: Gemischter Einsatz auf Straße, Schotter, Wald- und Wiesenwegen.
    Profil: Mittleres Stollenprofil, relativ gleichmäßige Anordnung.
    Vorteile: Vielseitig, gute Balance zwischen Grip im Gelände und Haltbarkeit auf Asphalt.
    Nachteile: Nicht spezialisiert, daher in extremem Gelände oder auf Asphalt jeweils unterlegen.
  • Straßenreifen
    Einsatzgebiet: Asphalt, befestigte Wege.
    Profil: Flacher, oft mit durchgehenden Profilblöcken, ähnlich Pkw-Reifen.
    Vorteile: Leiser, stabil bei hohen Geschwindigkeiten, längere Lebensdauer, besseres Fahrverhalten auf der Straße.
    Nachteile: Wenig Traktion im Gelände, schnell überfordert im Schlamm oder Sand.
  • Mud-Terrain-Reifen (M/T)
    Einsatzgebiet: Schlamm, Morast, feuchter Untergrund.
    Profil: Große, weit auseinanderliegende Stollen für Selbstreinigung.
    Vorteile: Sehr guter Grip in tiefem Schlamm, „baggert“ sich frei.
    Nachteile: Auf Asphalt laut, schnellerer Verschleiß, weniger Fahrkomfort.
  • Sandreifen
    Einsatzgebiet: Dünen, Strände, lockerer Sand.
    Profil: Paddle-Design („Schaufeln“ oder „Rippen“), hinten oft mit querlaufenden „Scoop-Stollen“.
    Vorteile: Sehr gute Traktion im weichen Sand, verhindert Einsinken, werden auch viel bei Schlammfahrten in sog. Bounty Holes genutzt.
    Nachteile: Auf Asphalt oder hartem Boden kaum nutzbar.
  • Rock-Terrain- oder Trial-Reifen
    Einsatzgebiet: Steiniges Gelände, Fels, Trails.
    Profil: Feste, blockige Stollen, oft verstärkte Seitenwände.
    Vorteile: Stabilität, guter Grip auf harten, unebenen Flächen, pannensicherer.
    Nachteile: Auf weichen Böden und Asphalt weniger effektiv.

Reifengrößen und Bezeichnungen

Die Daten, die mit den Reifen verbunden sind, befinden sich größtenteils auf den Reifenflanken selbst. Hier sind, neben den allgemeinen Herstellerangaben (Marke, Modell etc) die relevanten Angaben „eingebacken“. Anhand dieser Angaben wird auch von den Ordnungshütern und den Prüfingenieuren kontrolliert, ob die montierten Reifen zugelassen sind.

Mittlerweile ist bei den EU-konformen Fahrzeugen in der Regel nur noch die „Reifengröße“ der Erstausrüstung in der Zulassungsbescheinigung Teil l (ZB l) abgedruckt.
Eine alternative Angabe ist in dem sog. CoC (Cerificate of Conformity > EU Konformitätsbescheinigung) eingetragen. Alles was darüber hinaus geht, muss vom Prüfingenieur „eingetragen“ werden mittels einer Abnahme. Hierzu nutzen die Prüfingenieure umfangreiche Datenbanken, so dass viele Alternativen möglich sind.

Reifengrößen Zoll/Inch (bei ATV’s gebräuchlich, Reifengröße meines Outlander)

Reifengrößen metrisch (bei ATV’s eher die Ausnahme)

Zusätzliche relevante Angaben

  • Bauart – prinzipiell gibt es zwei Bauarten, den Diagonalreifen, bei dem die Gewebefäden der Karkasse diagonal zur Laufrichtung eingebracht sind, und der Radialreifen, wo die Gewebefäden der Karkasse 90° zur Laufrichtung verlaufen. Der Radialreifen ist mit einem R gekennzeichnet
  • Lastindex – Der Lastindex gibt die max. Tragfähigkeit eines Reifens an. Er wird mit einer zweistelligen Zahl angegeben, hier ist es die 48. Gemäß der Tabellen (hier ein Beispiel) hat dieser Reifen eine max. Tragfähigkeit von 180 kg. D.h. die max. Achlast auf der Vorderachse des ATV darf 360 kg nicht überschreiten.
  • Geschwindigkeitsindex – Mit dem Geschwindigkeitsindex wird die max. Geschwindigkeit angegeben, mit der der Reifen gefahren werden darf. In diesem Falle ist das ein M. Das M steht für eine max. Geschwindigkeit von 130 km/h (z.B. aus der Übersicht). D.h. die bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit (Feld T in der ZB l) darf nicht höher als 130 km/h eingetragen sein.

Alpine-Symbol
Das sog. Alpine-Symbol („Bergpiktogramm mit Schneeflocke“, „3 Peak Mountain Snow Flake“ o. „3PMSF“) kennzeichnet seit 1.1.2018 Winterreifen, die als solche zugelassen sind. Seit dem 1.10.2024 ist ein Reifen in Deutschland mit der o.g. Kennzeichnung als Winterreifen bei der sog. situativen Winterreifenpflicht zulässig, die früheren M&S-Reifen (gab es auch einige im ATV-Sektor) erfüllen in Deutschland ab dem Datum die Kriterien als zugelassener Winterreifen (gem. StVO §2 Absatz 3a i.V.m StVZO § 36 Absatz 4 ) nicht mehr.
Wer aufgrund welcher Umstände/Vorschriften auch immer einen zugelassenen Winterreifen benötigt, der sollte darauf achten, dass das Alpine-Symbol drauf ist.

Tubeless
Mit TL sind die sog. Tubeless-Reifen gekennzeichnet, Reifen, die also Schlauchlos sind. Das sind in aller Regel die meisten Reifen für Kraftfahrzeuge, wobei die behelfsmäßige Reparatur mittels eines Schlauches gerade bei Enduro-Tourern nicht unüblich ist.

Ply Rating
Mit PR sind gerade im Off-Road und ATV-Bereich viele Reifen gekenzeichnet. Ply Rating, auf Deutsch frei übersetzt „Lagenbewertung“, gibt einen Hinweis auf die „Widerstandsfähigkeit“. Je höher die Zahl vor dem PR um so widerstandsfähiger ist der Reifen. Eine direkte Verbindung zu dem Lastindex bestejt nicht.
Früher leitete man die Anzahl der Lagen von der Zahl vor dem PR ab. Dazu gibt es leider keine gesicherten Angaben.
Unsere sog. Niederdruckreifen sind zumeist 8PR.

Luftdruck

Wie gerade schon geschrieben sind die meisten der ATV-Reifen Niederdruckreifen, die mit Drücken unterhalb von 1 bar gefahren werden. Welcher Luftdruck der geeignete ist, muss jeder für sich ausknobeln, denn viel zu unterschiedlich sind die Anforderungen bzw. Einflüsse. Es kommt drauf an wo gefahren wird, Gelände oder Straße und wie schwer ist das Fahrzeug etc.

Im Gelände, kommt es auch auf die Bodenbeschaffenheit an, Sand/Lehm/Matsch/Schnee/Geröll braucht recht wenig Luftdruck, wobei man immer das sog. „bead unseating“, also das herausrutschen der Reifenwulst aus dem Hump der Felge, riskiert, wenn man der Luftdruck zu stark absenkt. „Dagegen“ gibt es die sog. Beadlock-Felgen bei denen auf der Aussenseite der Hump fehlt und mit einem Schraubring der Reifenwulst an der Felge festgeklemmt wird.

Fahre ich mehr Straße, sollte ich auch keinen zu hohen Luftdruck wählen, denn da die ATV-Reifen von der Konstruktion „breit und flach“ bauen werden die bei zu hohem Luftdruck von Querschnitt her eher rund und haben damit noch weniger Aufstandsfläche auf der Straße. Auf jeden Fall läuft er dann leichter und leiser, sicherer meistens nicht.

Bei meinen verwendeten Reifen kam bzw. komme ich mit meinem Fahrprofil bzw. Fahrstil am besten mit 0,6 bar bis 0,7 bar zurecht.
Wie gesagt, das muss jeder mit seinen Vorlieben für sich herausfinden.

Beliebte Marken und Reifentypen

Maxxis – Hohe Performance bei Mud, Sand und Fels; Modelle wie Bighorn/Bighorn II, Ceros, Zilla; Carnivore und Coronado sind top bewertet. Bei den Quads ist der Spearz sehr beliebt.

Duro – Solide Reifen, denen man auch bessere Nasshaftung bei den sog. Mischreifen attestiert. Beliebt sind z.B. die Frontier DI 2037, die vom Profil her mit den Maxxis Ceros vergleichbar sind sowie den Power Grip DI 2025, der dem Bighorn zum Verwechseln ähnlich sieht und als Erstausrüstung auf den Modellen Polaris Sportsman XP 1000 sowie Scrambler 1000 zur Verwendung kommt.
Gleiches mit dem Scorcher (DI 2019 und DI 2020) der Gegenpart zum Maxxis Spearz.

Sedona – Spezialist für Offroad-Terrain; Buck Snort, Mud Rebel und Rip-Saw R/T sind beliebt .

CST – CST ist die Dachmarke von Maxxis und rüstet z.B. die ATV’s von CFMoto als Erstausrüster aus, z.B. mit den CST Stag. Ich fahre zur Zeit die CST Dingo.

ITP – Sehr geschätzt bei Offroad-Enthusiasten, z.B. Terracross, die Mayhem Serie Terra Claw ll, Verso Cross V3 Mud Lite ll als Referenzmodell. ITP stellt bei vielen Modellen des Herstellers Can-Am die Erstausrüstung in Bezug auf Reifen.

SUN-F – Sun-F ist ein Hersteller, der vor allem als preisliche Alternative zu den “Platzhirschen” gewählt wird. Kein Wunder, denn z.B. der A033 entspricht von Profil her dem Maxxis Bighorn, der A051 dem CST Stag, der A050 dem Maxxis Zilla und der A043 dem Maxxis Ceros

OBOR – Obor ist auch ein Hersteller aus dem mittleren Segment, der auch als Erstausrüster fungiert, z.B. bei Segway Powersports. Hier gibt es in dem umfangreichen Portfolio zu den schon genannten „Platzhirschen“, entsprechende Pendants an Reifen, wie z.B. den Crawler

… und noch einige andere Marken und Modelle.

Kleines Fazit

Und nun?

Welchen Reifen nehme ich denn jetzt?

Ja, das ist die große Frage.

Hier entscheidet man sich oft aufgrund von Empfehlungen, sei es die von Bekannten, die den einen oder anderen Reifen fahren bzw. gefahren haben, oder auf Empfehlung des Händlers/Reifenhändlers.
Allerdings sind die „Eckdaten“, die ich oben bei den Reifengrößen und Bezeichnungen erläutert habe oftmals ein entscheidendes Kriterium, denn es gibt einige Reifen mit unterschiedlichen Lastindizes bei gleicher Größe. Die „schwächeren“ sind meist auch preiswerter. Hier bitte genau schauen und Probleme vermeiden. Der Maxxis Ceros ist da z.B. so ein Kandidat. Auch ist der Geschwindigkeitsindex so ein Killkriterium.

Was man auf jeden Fall berücksichtigen sollte, ist, dass außer schwarz, rund und zu größtem Teil aus Gummi bestehend viele Reifen nicht viel gemeinsam haben.

Ein wichtiger Aspekt ist der Anteil an Negativprofil, d.h. wieviel Zwischenraum ist zwischen den “Profilblöcken”, denn je weniger Platz dazwischen ist bzw. je schmaler die “Rillen” sind, um so mehr Fläche steht auf der Straße. Damit wird allerdings der “Anpreßdruck” geringer, da sich das Gewicht auf mehr Fläche verteilt und um so eher kann die Haftung verloren gehen.
Das gilt insbesondere für nasse und vor allem rutschige Oberflächen. Da hat sich schon so mancher bei seinem großvolumigen ATV mit sog. Straßenreifen bzw. AT-Reifen mit geringem Negativprofil verkalkuliert. Natürlich spielt da auch die Gummimischung mit, die aber bei den meisten AT-Reifen eher auf Langlebigkeit ausgelegt ist und somit meist härter ist als bei der Serienbereifung.

Ich hoffe, dass der kleine Überblick mit den Bemerkungen hilfreich sein kann.

Natürlich habe ich das meiste auch nur zusammengetragen.

Eigene Erfahrung

Eigene Erfahrungen habe ich mit:

  • den ITP Terracross, die auf meinem 1000er Outlander als Erstausrüstung montiert waren
  • den CST Dingo, die jetzt auf meinem 1000er Outlander montiert sind.
  • den ITP, die auf dem 700er Outlander von Bine montiert waren
  • den Maxxis Ceros, die auf den 700er drauf kamen und derzeit auf dem 1000er Outlander von Bine montiert sind.

Die Reifen von ITP fielen durch sehr weiche Gummimischungen auf, die waren sowohl bei Bines 700er als auch bei meinem 1000er Outlander nach rund 3000 km auf den Vorderrädern ratzekahl runter.
Sind eben keine Straßenreifen.

Die aktuell montierten Reifen auf unseren ATV’s (Ceros und Dingo) sind auf jeden Fall langlebiger, denn auf Bines 1000er Outlander sind die Maxxis Ceros fast 3000 km montiert, haben noch gut 75% Profil und bei meinen Dingos habe ich nach 6000 km vorn noch gut 40 – 50% Profil übrig.

Andere Erfahrungen

Jetzt seid ihr mit Euren Kommentaren gefragt.

Schön wäre es, wenn ihr von Euren Erfahrungen berichten könnt und damit anderen “Licht ans Fahrrad” machen könnt, um in Sachen Reifen eine möglichst zweckmäßige Entscheidung treffen zu können.
(rüberkopiert und angepasst von facebook ATV Grumpy)

Viel Spass

Euer Tom aka ATV Grumpy

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2 Responses

  1. Moin – Obor Reifen sind gute Reifen und nicht mit den Sun-F zu vergleichen. Ebenfalls muss man“n“ auch wissen, ob dieser als OEM oder im Zubehör ausgeliefert wurde. Ein doch sehr deutlicher Unterschied – nach Jahren der Erfahrung kann ich sagen, dass es da gewaltige Unterschiede gibt. Das würde bei mir ein Buch füllen.

    • Hallo, besten Dank für den Hinweis. 👍
      Genau darauf habe ich gehofft, dass jemand mit zig Jahren Erfahrung sich meldet.
      Was ist denn Deine Empfehlung?
      Ist es, wie ich in Deinen Beiträgen gesehen und gelesen habe, immer noch der Maxxis Bighorn?
      Deine Fahrzeuge fahren ja auf den Touren in unterschiedlichstem Gelände.

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